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Miss Larsen und der Zauber lolitahafter Apfelbaumunschuld

Marit Larsen in JenaKulturarena Jena 2010

18.08.2010 [db] Unglücklicherweise würde Marit Larsen an diesem Abend keine Zeit haben, mit unserer Fotografin noch ein Gläschen zu trinken. Sie hatte eine Verabredung mit 3.000 Menschen in der ausverkauften Kulturarena Jena. Und wir hatten das Glück, Miss Larsen kurz vor ihrem Konzert auf ein kurzes Interview zu treffen. Klein und zerbrechlich wirkte sie, als sie uns im Foyer des Hotels entgegenkam. Doch der Eindruck täuscht. Das weiß man, wenn man die junge Norwegerin, die gerne mit Maria Mena verglichen wird, schon einmal live on stage erlebt hat. Sie brachte sich eine Tasse Kaffee mit, stellte sich lächelnd unserer kleinen, abgehetzten Runde vor und erkannte auch gleich ihren wohl größten Fan auf diesem Erdenball wieder – unsere Fotografin Nemo, die mit Schnappatmung zu kämpfen hatte: „Yes, i know you. Is your name really Sophie? Awww, sweet.“

Hallo, es ist schön dich zu treffen. Wie geht es dir?

Marit: Hallo, wunderbar geht es mir.

Das Konzert heute ist ausverkauft – hast du noch Lampenfieber vor einer solchen Menge zu spielen?

Sehr selten. Es kommt noch ab und an ohne Vorwarnung. Wenn ich weiß, dass da 3.000 Menschen sein werden, die ein Ticket gekauft haben, um mich singen zu hören, dann gibt es mir schon einen Adrenalinstoß. Aber die Leute sind ja dort, weil sie es wollen, weil sie die Songs mögen. Dann ist eigentlich alles gut.

Rund um die Kulturarena sitzen auch noch Menschen, die dich zwar nicht sehen werden, aber dein Konzert mit verfolgen.

Ja, das haben wir heute schon beim Soundcheck gemerkt. Als wir probten kamen die Leute vorbei und hielten an und hörten zu. Das ist wunderbar. Ich liebe die Band, mit der ich unterwegs bin, es passt momentan alles.

Du spielst demnächst einige Konzerte in China – wie kam es dazu?

Ja, wir werden nach China gehen. Wir wurden eingeladen, auf der EXPO Shanghai, der Internationalen Kunstausstellung zu spielen. Wir haben zusätzlich noch einige Festivals und Clubs gebucht, wo wir spielen werden – wenn wir schon einmal da sind. Ich glaube, wir werden vier Shows in einer Woche dort spielen. Ich habe eineinhalb Tage zum Sightseeing, wenn ich dort bin. Also muss ich mich beeilen. [lacht]

Bist du nervös wegen der Konzerte in China?

Ich weiß nicht, was mich erwarten wird. Ich war nicht mehr in China seit der Zeit von M2M, meiner damaligen Band. Ich bin sehr aufgeregt und freue mich auf das, was kommen wird. Es wird auf jeden Fall eine schöne Zeit werden, wir sind alle neugierig auf China.

Du tourst jetzt schon eine ganze Weile, hat man irgendwann Sehnsucht nach zu Hause? Tagelang einsperren und einfach nur die eigenen vier Wände genießen?

Nein, nicht wirklich. Ich weiß, dass ich ein sehr schönes Heim habe. Es ist ein Appartement in Oslo, niemand sonst lebt dort. Ich kann hin, wann immer ich will. Ich weiß – da ich das Karussell schon einmal erlebt habe – dass, wenn ich „Stopp“ sage, tatsächlich alles stoppt. Wenn man vom Karussell abspringt, hält es an. Aber man kommt vielleicht nie mehr rauf. Das passiert sehr selten. Und ich habe gerade die Zeit meines Lebens. Ich nehme diese Chance wahr. Die meiste Zeit macht mir, dass was ich tue, sehr viel Spaß. Es gibt natürlich Dinge in meinem Job, die ein wenig anstrengend sind wie das Reisen. Aber: ich liebe es, Konzerte zu geben. Wir sind heute Morgen um 07.30 Uhr aufgestanden und dann fünf Stunden lang gefahren, nach der Ankunft sind wir zum Soundcheck und jetzt zum Dinner. Dann machen wir die Show und morgen früh geht es um 06.30 Uhr weiter. Der Spaß auf der Bühne ist enorm, der Rest am Touren etwas weniger. Der Schlüssel ist: wenn du die Musik nicht liebst, dann wirst du es nicht lange überstehen. Auf der Bühne zu stehen, muss dir viel bedeuten. Das Reisen ist dann Nebensache.

Was kommt nach dieser Tour? Kann man demnächst mit einem neuen Album rechnen?

Ich werde mich dann für eine Weile zurückziehen und beginnen am neuen Album zu schreiben. Ich werde noch ein paar Termine in Deutschland haben, um meine Single „Don’t Save Me“ zu promoten, dann mache ich noch ein paar Weihnachtsshows fürs Fernsehen, die Tour in China und dann nehme ich mir Zeit – nach Weihnachten. Ich hatte dafür in 20 Monaten keine Zeit. Ich freue mich darauf. Mein iPhone ist voll an Ideen

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Milow?

Ich denke, wir waren einfach neugierig aufeinander. Unser Erfolg kam fast zur gleichen Zeit und wir waren beide auf Promotiontour für unsere Singles. Ich besuchte fünf Radiostationen am Tag und spielte dort ein paar Songs auf meiner Gitarre. Und wenn ich wieder im Auto saß und das Radio einschaltete wurde entweder sein Song „Ayo Technology“ oder mein Song „If A Song Could Get Me You“ gespielt. Und ihm ging es genauso, als er seinen Song promotete. Irgendwann fragten wir uns beide: „Wer ist das?“ Er lud mich dann ein, auf einem seiner Songs mitzusingen. Das war eine großartige Erfahrung mit einem schönen Ergebnis. Fans von Milow, die noch nie von mir gehört haben, können so einmal meine Stimme hören – und anders herum genauso.

Was und wo wärst du, wenn du musikalisch keinen Erfolg hättest?

Ich würde genau das machen, aber viel kleiner. Mein Vorhaben war immer, nordische Literatur zu studieren. Wahrscheinlich würde ich das machen und die Musik dann am Nachmittag. Tatsächlich frage ich mich in jedem Frühjahr, ob das der Herbst wird, in dem ich anfange zu studieren. Ich weiß nie was passiert. Selbst wenn ich 20 Monate toure, bekomme ich von meinem Booking die Infos ungefähr für zwei Monate im Voraus – also weiß ich nie, wie lange die Tour am Ende wird und was die Zukunft bringt. Ich komme ab und an nach Hause und wasche meine Wäsche. Dann dreht sich das Karussell weiter.

Ich habe heute Morgen ein Interview mit dir in einem Lifestyle-Magazin gelesen. Und weil die Frage so schön und sinnlos war: Welche Farbe hat deine Zahnbürste?

[lacht] Ah, ich erinnere mich. Momentan ist sie blau. Ich habe mir gerade eine elektrische Zahnbürste zugelegt. Eine blaue Oral B.

Vielen Dank.

Es war mir ein Vergnügen. Ich sehe euch gleich vor der Bühne.

Fast unbemerkt schlüpfen Marit Larsen und ihre Band später durch das Publikum auf ihrem Weg zur Bühne. Erst als sie schon längst hinter den Kulissen verschwunden sind, kreischen einige: „War das eben nicht Marit Larsen?!“ Ja, sie war es. In einem zauberhaften Blümchenkleid betritt sie kurz nach 20 Uhr gemeinsam mit ihrer Band die Bühne auf dem Theatervorplatz. Immer lächelnd – die Frau hat ein Patent aufs Lächeln und es steckt an. Ab und an, nein meistens, werden ihre Sätze von einem Kichern begleitet. Ins Mirko gehaucht. Es sei für sie das erste Mal in Jena und das Wetter spiele heute mit: “It’s not raining, isn’t that amazing? Thank you weather.” Dazu sei es noch hell und sie könne alle sehen. „Wunderbar.“ Dieses Kichern hat eine zarte Süße und ihr Publikum wird es an diesem Abend sehr oft hören und mitkichern. Zwischenzeitlich wartet man fast darauf – aber niemals lange. Damit nimmt sie die Menschen um sich herum ein, damit zaubert sie den Himmel ein klein wenig heller. Damit füllt sie ihre Songs – kein klirrender Pressgesang, sondern Leichtigkeit. Selbst wenn der Song nur Kummer widerspiegelt. Wenn sie Liebeskummer habe oder etwas Tragisches zu erzählen hätte, dann verpacke sie es gerne in luftige, sonnige Up Tempo-Songs. Songwriting der leichten Art, durch den immer das Lächeln dieser charmanten jungen Frau scheint.

“This is supposed to be the rock’n roll moment of this evening. So help me out please. Bitte?” Das Riff höre sich nach Rock’n Roll an, aber sie wisse selbst nicht, wen sie damit an der Nase herumführen wolle. „Only a fool“ ist tatsächlich kein Rocksong, aber wen kümmert das an diesem Abend schon. Der Song ist strahlender Sonnenschein in der Dämmerung, vorgetragen von einer nordischen Elfe. Und selbst wenn sie meint, wir alle wollen doch eigentlich Rockstars sein, ist man dankbar, dass sie keiner ist, sondern Marit Larsen. Jene Frau, die jeden Song leise anzählt und selbst am Piano sitzend keine Ruhe geben kann und im Takt mitzappelt. Die sich nach ihrer Band umschaut und dann loslegt. Zum Song “Is it love” begeistert sie der Chor aus dem Publikum so sehr, dass sie beschließt nach Jena zurückzukehren, mit Sicherheit. Überhaupt, sie sei zum ersten Mal hier und kenne die Bräuche nicht. Ob es hier auch vorkomme, dass eine Frau etwas sagt, aber etwas anderes meint? Zustimmendes Geschrei aus dem Publikum. Miss Larsen lächelt und verkündet: “Soooo, this is my last song for tonight. Thank you for coming!” Sie spielt ihren ersten Nummer Eins-Hit, den sie 2006 in Norwegen hatte und den sie jetzt auch in Deutschland released: „Don’t Save Me“. Danach gehen die Lichter aus, doch nur für einen Moment. Marit Larsen möchte nicht, dass dieses Konzert zu Ende geht. Es macht ihr viel zu sehr Spaß. Mit ihrer Art hat sie das Publikum in die Tasche gesteckt. Beim wirklich letzten Song „If A Song Could Get Me You“ singen 3.000 Fans auf dem Theatervorplatz lauthals mit und Miss Larsen kann nicht aufhören, ins Mikro zu lachen. Zu schön ist der Abend. Zu romantisch die Lichterketten, die Platz säumen, zu schön der Chor und zu kostbar der Moment.

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